Bei einem bewölkten Himmel erreichten wir heute die chilenische Hafenstadt Valparaiso. Sie liegt ungefähr in der Mitte der 3.000 km langen Küstenlinie von Chile am pazifischen Ozean. Vor allem durch die vielen literarischen, künstlerischen und musikalischen Erwähnungen wird sie als kulturelle Hauptstadt des Landes angesehen. Mit dem historischen Stadtkern der durch seine Architektur aus dem 19. Und. 20. Jahrhundert besticht, wurde es im Jahre 2003 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Neben den 300.000 Einwohnern befindet sich hier auch der Sitz des chilenischen Kongresses. Die Hauptstadt Santiago de Chile ist ca. 120 km östlich der Stadt gelegen.
Mit der MS Albatros lagen wir direkt vor dem Stadtzentrum von Valparaiso. Theoretisch hätte man dort in nur 5 Minuten sein können. Doch gab es keinen direkten Zugang vom Hafen dort hin, so dass man einen Kilometer weiten Umweg gehen musste. Nach der zügigen Freigabe des Schiffes durch die örtlichen Behörden, ging es erst mit dem Shuttlebus zum Hafenterminal, von wo man in einen weiteren Shuttle, welcher einen zum Hafenausgang brachte, umsteigen musste. Von dort waren es nun eine gute halbe Stunde Fußweg bis zum besagten Stadtzentrum.
Ich entschied mich statt am Hafen entlang zu laufen ein paar Querstraßen stadteinwärts zu gehen. An der Avenida Pedro Montt schlug ich den Weg in Richtung des Stadtzentrums ein. Erstes auffälliges Gebäude war der Sitz des chilenischen Kongresses. Dieser besteht aus zwei Kammern. Die eine Kammer besteht aus jeweils 2 Abgeordneten aus den 60 Wahlkreisen des Landes, also insgesamt 120 Mitgliedern, welche alle vier Jahre gewählt werden. Die zweite Kammer ist der Senat, der aus 38 Mitglieder besteht, wobei alle vier Jahre die Hälfte der Senatoren gewählt werden, deren Legislaturperiode 8 Jahre dauert.
Die sehr belebte Straße zieren neben diversen Läden und Ständen einige schöne Gebäude, wie das Teatro Imperio und Plätze, die mit Denkmälern und Bepflanzungen beeindrucken. Das Ende der Avenida Pedro Montt führt auf den Plaza de la Victoria. Der Platz erhielt seinen Namen zu Ehren des Sieges der chilenischen Nation im Peruanisch-Bolivianischen Konföderationskrieg. Seit der Mitte des 19. Jhs. nimmt der Platz eine wichtige Stellung im gesellschaftlichen Leben Valparaisos ein. In der Platzmitte befindet sich ein Springbrunnen umgeben von Palmen, der in klassizistischer Manier errichtet wurde und an den Außenseiten mehrere große Steinfiguren hat. Neben diesem findet man auch die Kathedrale von Valparaiso. Die Kathedrale wurde zwischen 1930 und 1950 errichtet und ist ein Bauwerk in neogotischem Stil. Zwischen 1971 und 1985 erfolgte die grundlegende Restaurierung, um die Schäden diverser Erdbeben zu beseitigen.
Von dort geht es direkt in das historische Stadtzentrum, das mit tollen Bauten aus den letzten beiden Jahrhunderten besteht. Besonders der Reloj Turri (Uhrenturm) ist dabei sehr sehenswert. Auch bekannt als Agustín Edwards Building, welches ein Gebäude im Finanzviertel von Valparaiso, an der Kreuzung der Straßen Prat und Cochrane ist. Der Geschichte nach kommt das Gebäude zu seinem Namen, nach dem ersten Geschäftsraum in dem Gebäude, welches Casa Turri vom Geschäftsführer Enrique Turri benannt wurde.
Wer ein wenig auf dem Weg immer wieder mal nach links schaut, kann erkennen, dass die Stadt auch teilweise auf Hügeln errichtet wurde. Sage und schreibe auf insgesamt 42. Von den zwei bekanntesten Aussichtsplattformen, Paseo Atkinson und Paseo Gervasoni hat man einen tollen Blick auf die Stadt mit ihrem Hafen. Diese können mit den so genannten einzigen vertikalen Acsensor (Bahnen) erklommen werden.
Aber auch die vielen Stufen, welche nach oben führen, lassen einen in die engen und verwinkelten Gassen der Stadt kommen. Diese sind durchaus ein Blick wert, da sich hier vor allem die tollen Wandmalereien sowie Graffittibilder befinden und einen Eindruck der kulturellen Seite der Stadt geben.
Wer sich wieder in die „Unterstadt“ begibt, und einen Kurs in Richtung des Hafens einschlägt gelangt auf den Plaza Sotomayor. Auf diesem befindet sich das Denkmal Los Heros, das zu Ehren des Generals Arturo Prat errichtet wurde. Der Platz ist darüber hinaus umringt von alten ehrwürdigen Häusern und Gebäuden aus vergangenen Zeiten. Die ihn umgebenden Gebäude verkörpern einen großen Teil der gesamten neuzeitlichen europäischen Baukunst. Viktorianische, neoklassizistische und Bauhausfassaden stehen hier dicht gedrängt nebeneinander. Nur die Seite zum Meer ist offen, wo sich die naheliegende Metrostation befindet. Direkt am Hafen lohnt sich auch der Souvenirkauf. Von dort geht es den Hafen entlang bis zum Hafenaus-/ eingang.
Mein Fazit:
Die Stadt ist besonders für kulturinteressierte. Überall ist was musikalisches oder künstlerisches zu finden, was entdeckt werden möchte. Vor allem lohnt sich ein Blick in die zweite Reihe, sozusagen in die verwinkelten älteren Gassen ein wenig oberhalb des Stadtzentrums. Dieses ist wiederum mehr für Architekturinteressierte interessant. Viele dieser Gebäude findet man an den belebten Hauptstraßen bzw. an den zentralen Plätzen.